Montag, 7. Mai 2018

DER RENNSTEIG


Nachdem ich Karsten fragte was er denn so am 30 April vor hat und ich Ihm dann erzählte das wir den Rennsteig befahren wollen sagte er doch sofort zu und machte auch gleich sehr viele gute Vorschläge. Es war mir schnell klar das Karsten genau der richtige Begleiter für die Tour ist. 
Ausserdem verabredeten wir uns noch für das XC Rennen in Trieb (habt ihr ja hoffentlich schon gelesen klick hier)
Da wir den Rennsteig  in einem Rutsch abfahren wollten sah  der glorreiche Plan so aus:
-  wir reisen sehr früh mit dem Auto an
-  fahren den gesamten Tag Rad
-  erholen uns über Nacht um dann mit dem Rennrad die Auto´s wieder abzuholen


Wie Clueso schon singt: „ ein guter Plan ist besser als eine Idee“
So trafen wir uns am Montag früh 7.00 Uhr in Blankenstein (Saale).
Und dann ging es auch direkt in den ersten Anstieg nix warm rollen oder so direkt in die Fresse.
Ich dachte mir platzen gleich die Beine. Das Rennen hatte deutlich Spuren im Antrieb hinterlassen. Nur irgendwie bei Karsten nicht. Er raste quasi den Berg auf dem großen Blatt hoch und meinte dann jetzt bleibt es erst mal etwas wellig aber alles gut fahrbar.



Wir fuhren auf schmalen Pfaden, natürlich auf Wiesen was meiner Laune irgendwie nicht so richtig bekam. Dazu meinte es das Wetter auch nicht unbedingt so gut mit uns. Es windete von allen Seiten. Irgendwann kamen wir dann mal zu einem Trail der tatsächlich nicht bergauf ging und sofort hatten wir alle richtig gute Laune.
Als Karsten dann eine Pause vorschlug waren wir doch sehr erleichtert.  Zum Glück hatten wir ein paar Stullen bei meiner Schwester geschmiert da wir schon damit gerechnet hatten das Montag nicht so viele Einkehrmöglickeiten zu finden sind. Bei der Pause viel uns auch auf wieviel Pollen wir schon im Gesicht, an den Rädern und an der Kleidung hatten.




Das Wetter zeigte sich weiterhin sehr unbeständig aber das Gute daran war dass sich die Pollenbelastung dann auch sehr schnell reduzierte. Auch wenn es frisch war so mussten wir nicht frieren denn am Berg wurde jeweils nicht gebummelt. Es galt aufmerksam zu bleiben da es immer mal einen Trail hoch, runter oder eben in der Ebene entlang ging. Hauptsächlich über Wurzel aber alles landschaftlich sehr idyllisch.



Irgendwann hatten wir Karstens Taktik verstanden, wenn Karsten am Berg aufsteht ist der Berg nur kurz. Schaltet er sofort auf ein kleines Kettenblatt (ja sowas gibt es noch) dauert es etwas länger. Da er die Strecke öfter als Guide für die Uni Ilmenau fährt kannte sich Karsten sehr gut aus. So konnte er uns aber auch immer mal ein paar Storys von den Ausflügen erzählen und natürlich Einiges zu den Sehenswürdigkeiten mitteilen. 





Ihr glaubt gar nicht wie glücklich wir waren als wir ein Restaurant fanden in dem wir richtig einkehren konnten. Und wir bestellten erst mal drauf los… Gulaschsuppe, Kuchen, Kaffee und Spiegelei mit Kartoffelsalat. Die Pause tat uns allen richtig gut.




Nachdem wir dann wieder unterwegs waren kamen wir auch direkt zum höchsten Punkt vom Rennsteig. Wir waren schon etwas müde, das kann nach 100km schon einmal vorkommen und so schmiedeten wir schon Pläne wo wohl ein günstiger Ausstieg wäre.




Doch Karsten sagte: „Leute bleibt geschmeidig ab jetzt geht es quasi nur noch bergab und die Wege sind jetzt auch nicht mehr so schwer. Ausserdem liegen wir super in der Zeit“
Das motivierte schon ziemlich. Und siehe da auf einmal waren wir in Oberhof und dann schon Ruckzuck am Inselsberg.

Wobei ich kurz vorm Inselsberg  neben Marie fahre und plötzlich fängt Sie an zu lachen.
“Wieso muss mir das Garmin jetzt ein Segment anzeigen…Stefan Große 8:33 bis nach oben.
DAS WILL DOCH KEINER WISSEN!!“
Denn nun wusste Sie was kommt. Ich nenne es liebevoll „THE WALL“
Das Asphaltsstück mit wirklich sehr vielen %. Das Garmin spuckt in dem steilen Abschnitt sowas wie 28 %  aus und ich kämpfe mit mir nicht abzusteigen.

Oben machen wir unsere letzte Rast und genießen die letzten Vorräte. Vom Inselsberg kann man gut sehen dass es ab und zu regnet und dass es auch sehr schöne sonnige Abschnitte gibt. Der Wind blässt weiterhin unerbittlich. So brechen wir in die Abfahrt auf. Auch die kennen wir schon vom Tabarz Marathon und so wissen wir dass man ein wenig vorsichtig sein muss. Es kommt wie es kommen muss… Marie schiebt…

Da wir in Italien Schlauchwechseln ja wirklich oft üben durften verlief die Reperatur im Hagelschauer sehr zügig. Kurz kam wieder die Überlegung jetzt abzubrechen aber Marie meinte nur:
„Wenn wir jetzt Heim fahren dann müssen wir das nochmal machen! Es sind keine 30 km mehr. Das ist doch nix“ Ich habe gesehen wir Karsten geschmunzelt hat. „Es kommen nur noch ein paar kleine Stiche“ So Karsten.
Aber ich sage EUCH ALLEN Sie waren die Hölle. Wir hatten schlagartig alle keinen Bock mehr. Und dann taucht plötzlich wieder ein wunderschöner Trail auf. Ach herrlich.
Zum Ende wurde es auch wieder richtig warm. Wir hätten noch ein paar Trails nehmen können aber bei der anhaltenden Müdigkeit war es einfach vernünftig dies nicht zu tun.



Als wir das Ziel erreichten waren wir wirklich alle sehr glücklich. Nach kurzer Pause machten wir uns dann auf den Weg nach Eisennach zum Zug. Bei km 178  verabschiedeten wir uns von Karsten. Er nahm den Zug nach Ilmenau. 




Marie und ich fuhren noch weiter bis zu meiner Schwester nach Gospiteroda. Nach 209 km fuhren wir auf den Hof und da hörten wir schon:
„Da seid ihr ja endlich… der Grill läuft noch holt euch etwas zu Essen“
Zum Glück veranstaltet die Freiwillige Feuerwehr das traditionelle Maibaumfest, das war für uns ein wirklich gelungener Ausklang. Die Gespräche und das Essen waren super. Ein Lob meines Schwagers gleicht fast einem Ritterschlag und so schlief ich dann auch recht schnell ein denn als „SIR“ schläft es sich ja gleich viel besser.

Am nächsten Morgen spürten wir direkt dass wir heute besser mal die Räder stehen lassen und fuhren wir mit dem Auto meiner Schwester nach Blankenstein um unser Fahrzeug abzuholen. Auf der Heimreise waren wir zwar schon etwas traurig dass wir nicht selbst gefahren sind. Also aus eigener Kraft, denn der Thüringer Wald hat wirklich viel zu bieten. Wir werden auf jeden Fall auch die Rennräder hier noch öfter bewegen.

Es gibt eben immer noch viel zu entdecken und noch so viel mehr zu er“fahren“.
Nicht immer sollte der Wettbewerb im Vordergrund stehen und genau deshalb fand ich es schön dass sich Karsten für uns Zeit genommen hat. Eine lustige, abenteurliche und am Ende vielleicht auch schmerzhafte Zeit. Sie wird uns für immer in guter Erinnerung bleiben!